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Coronavirus

Das Coronavirus belastet die Welt. Neben den betroffenen Menschen haben Airlines die Auswirkungen früh zu spüren bekommen und schnell reagiert. Bereits Ende Januar hat die Lufthansa Group entschieden, alle Flüge von Lufthansa, SWISS und Austrian Airlines nach Festland-China auszusetzen. Auch Teheran und Israel fliegen wir momentan nicht an. Diese außergewöhnlichen Umstände erfordern operative und politische Reaktionen.

Auf den Strecken nach Hongkong, Seoul sowie zu Zielen in Europa wurden Kapazitäten gestrichen. Abhängig von der weiteren Entwicklung der Nachfrage, soll die Kapazität in den nächsten Wochen um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Dabei sorgen wir dafür, dass unseren Fluggästen kein Schaden entsteht. Im Fall einer Flugstreichung erhalten sie eine Rückerstattung oder können kostenlos umbuchen. Darüber hinaus wird zur Zeit geprüft, inwieweit die gesamte Airbus A380 Flotte (14 Flugzeuge) in Frankfurt und München temporär außer Dienst gestellt werden kann.

Um die wirtschaftlichen Belastungen abzumildern, haben wir ein umfangreiches Sparprogramm aufgelegt: Neben einem sofortigen Einstellungsstopp hat Lufthansa ihren Mitarbeitern bereits in den letzten Wochen die Nutzung von freiwilligen individuellen Personalmaßnahmen angeboten. Dazu zählen die Gewährung von unbezahltem Urlaub und das Vorziehen von Jahresurlaub. Auch die Möglichkeit zur Ausweitung von Teilzeitmodellen und für Kurzarbeit wird geprüft. Zudem werden Sach- und Projektkosten erheblich gesenkt.

Nach Prognosen des Branchenverbands IATA werden Airlines weltweit in diesem Jahr im Passagiergeschäft Umsatzein­bußen zwischen 63 und 113 Milliarden Dollar verkraften müssen. Aber längst sind nicht mehr nur Fluggesellschaften von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen. Wir erleben, wie vernetzt die Wirtschaftsräume miteinander sind. Und wie verletzlich: Internationale Messen werden abgesagt, der weltweite Handel geht zurück und Lieferketten geraten unter Druck. Umso wichtiger ist es, die Luftfracht aufrecht zu erhalten: Lufthansa Cargo transportiert zunehmend Güter wie Schutzanzüge und Laborbedarf sowie dringend benötigte Ersatzteile.

Politik muss handeln

Niemand kann derzeit seriös sagen, wie schwerwiegend die Folgen des Coronavirus langfristig sein werden. Aber schon jetzt ist klar: Corona trifft die Luftfahrtindustrie hart. In dieser Ausnahmesituation ist es richtig, wenn die Politik ihren Teil dazu beiträgt, die Auswirkungen zu begrenzen.

Zahlreiche Länder haben bereits Maßnahmen angekündigt. Auch Deutschland und die Europäische Union sollten prüfen, wie eine sinnvolle und wirksame Flankierung aussehen kann. Vorbehaltlich konjunkturell bedingter Überbrückungsmaßnahmen ist eine Initiative entscheidend: die vorübergehende Aussetzung der geltenden Slot-Regularien. Nach der sogenannten „80/20-Regel“ behalten Fluggesellschaften ihre Zeitfenster für Abflüge und Landungen in der folgenden Saison nur dann, wenn diese zu mindestens 80 Prozent genutzt werden. Weil die rasche Ausbreitung des Coronavirus eine erhebliche Anpassung der Flugpläne nötig macht, müssen auch die Slot-Regularien zeitweise flexibilisiert werden. Hier muss die EU-Kommission jetzt gezielt handeln. Andernfalls müssten Airlines mit leeren Flugzeugen fliegen, nur um ihre Slots zu sichern. Das wäre nicht nur wirtschaftlich schädlich, sondern auch ökologisch nicht zu verantworten.