Wettbewerb
Dubai:
Verdrängungswettbewerb soll fortgeführt werden
Aktuell verlangsamt sich das Mega-Wachstum bestimmter Staatsairlines vom Golf und aus der Türkei. So kürzte Emirates jüngst das Streckenangebot in die USA. Ein Strategiewechsel ist das allerdings nicht: Dubai setzt weiter unverhohlen auf Verdrängung.
Mitte Mai hat die Regierung von Dubai drei Milliarden US-Dollar bereitgestellt, um die beiden Airports Dubai International und Dubai World Central weiter auszubauen. Von heute 90 Millionen Passagieren sollen die Drehkreuze auf 146 Millionen emporschnellen. Manche Planungen benennen sogar 240 Millionen Reisende als Zielgröße.
Dabei hat das Emirat Dubai nicht einmal drei Millionen Einwohner. Die enormen Terminal-Landschaften sind für den Heimatmarkt somit in monströsem Ausmaß überdimensioniert. Ihre Daseinsberechtigung ziehen sie aus der staatlich verordneten Strategie, Umsteigepassagiere aus anderen Weltregionen – insbesondere aus Europa – mit allen finanziellen Mitteln des Verdrängungswettbewerbs abzuziehen.
Dieses Gebaren widerspricht komplett den bestehenden Luftverkehrsabkommen zwischen den VAE und Deutschland. Und es ist – entgegen offizieller Verlautbarungen aus Dubai und Katar – alles andere als ein geografisch bedingtes Naturgesetz. Denn während zum Beispiel Emirates und Qatar seit 2002 gen Europa um durchschnittlich 18 Prozent pro Jahr (!) gewachsen sind, setzen Fluggesellschaften wie Saudia, Oman Air, Gulf Air oder Kuwait Airways in der gleichen Region auf ein dem Markt angemessenes Wachstum. Deren Wachstumsraten betragen etwa ein Fünftel von jenen bei u.a. Emirates und Qatar Airways.
Die Bedenken gegen Verdrängungswettbewerb teilen auch viele europäische Netzwerk-Airlines wie Air France/KLM. Und nordamerikanische Gesellschaften wie die drei großen US-Netzwerk-Carrier American Airlines, Delta und United Airlines mobilisieren seit Monaten die Öffentlichkeit, um faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber den Golf-Carriern zu erreichen.
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Factsheet
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Anfang Juni hat die EU-Kommission verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung des Luftverkehrs beschlossen. Ein wesentliches Thema ist fairer Wettbewerb:
„Während es in vielen anderen Wirtschaftszweigen internationale Regelungen gibt, die einen offenen und fairen Wettbewerb garantieren, ist dies bei Luftverkehrsdiensten nicht der Fall. Daher können EU-Luftfahrtunternehmen wettbewerbsschädigenden Praktiken ausgesetzt sein. Dies kann zu beherrschenden Marktpositionen oder gar Monopolstellungen führen, was wiederum die Verkehrsanbindung langfristig beeinträchtigen, die Auswahlmöglichkeiten einschränken und zu höheren Preisen für die Bürgerinnen und Bürger in der EU führen kann.“
US-Airlines
Partnership for open & fair skies
Die führenden US-Airlines Delta, American und United kämpfen seit mehreren Jahren gemeinsam in der Initiative Partnership for open & fair skies für weltweit fairen Wettbewerb. Hintergrund ist auch für sie das auf Verdrängung ausgerichtete Wachstum und die intransparente Finanzierungspraxis der Staatskonzerne aus den Golf-Staaten. Hintergründe, Zahlen und Fakten sind auf der Homepage der Initiative nachzulesen.