Wie kommt man darauf, Flugangst ausgerechnet im Flugzeug zu therapieren?
In unseren Studien konfrontieren wir Patienten immer direkt mit den angstauslösenden Situationen. Mit höhenängstlichen Menschen haben wir Türme bestiegen. Menschen mit Spinnenangst lassen wir die Tiere anfassen. Und hier sind wir eben zu einer für die Teilnehmer kostenlosen Flugreise gestartet. Was uns stets interessiert: Wie stark wirkt sich die sogenannte Erwartungsverletzung auf die Phobie aus? Während des erwähnten Fluges haben die Passagiere ja andere Erfahrungen gemacht, als sie ursprünglich erwartet hatten. Manche konnten ihre schlimmsten Ängste überwinden, zum Beispiel aus dem Fenster blicken oder zur Bordtoilette gehen.
Wie sehen die Ergebnisse aus?
Die endgültige Studienauswertung liegt noch nicht vor. Was wir aber schon wissen: Die Teilnehmer äußern nach dem Training, etwa 50 Prozent weniger Flugangst zu haben. Das ist ein außergewöhnlicher Wert. Bei anderen Phobien ging die Angst nur um rund 30 Prozent zurück. In etwa vier Monaten befragen wir die Teilnehmer nochmals – es wird spannend, zu sehen, ob diese positiven Erfahrungen auch dauerhaft wirken.
Was wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Ich saß während des Fluges in der letzten Reihe. Beim Start reichten sich die Sitznachbarn die Hände, auch über den Gang hinweg. Das Bild rührt mich noch immer. Und kurz nach dem Flug schrieb mir ein Flugangstpatient, erstmals nach Jahrzehnten wieder Flugtickets für einen Besuch der Familie in Neuseeland gekauft zu haben. Das ist schon toll.