Erste Projekte entstehen

Windkraftstrom, Wasser und CO₂ – das der Atmosphäre entzogen wird – reichen aus, um grüne Flugkraftstoffe im sogenannten „Power-to-Liquid“-Verfahren (PtL) herzustellen. Was nach Zukunftsmusik klingt, wird vielerorts in Deutschland intensiv vorangetrieben: Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat Mitte August die weltweit erste integrierte PtL-Versuchsanlage eröffnet. Die Raffinerie Heide baut in einem Reallabor gemeinsam mit Partnern eine PtL-Produktion auf, Lufthansa wird erster Kunde sein. Spätestens 2024 sollen 5 Prozent des Kraftstoffes, den wir am Hamburger Flughafen tanken, synthetisch hergestelltes Kerosin sein. Hessen will Vorreiter bei der Kraftstoffwende im Luftverkehr werden. Die hessische Landesregierung hat angekündigt, in erheb­lichem Umfang in die Forschung strombasierter Kraftstoffe zu investieren. In Brandenburg wird ein Power-to-X-Kompetenzzentrum entstehen. Auch hier ist Lufthansa Partner.

Politik gefordert

Aktuell sind synthetische Kraftstoffe nur in geringer Menge verfügbar und so teuer, dass sie kaum nutzbar sind. Es kommt darauf an, den Sprung in die industrielle Produktion zu schaffen. Dazu hat sich auch die Politik mehrfach bekannt, zuletzt auf der Power-to-X-Konferenz des Umweltbundesministeriums Mitte November. Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen:

• Strategie entwickeln: In der Leipziger Erklärung haben Bund und Länder zugesagt, gemeinsam mit der Industrie eine PtL-Roadmap zu entwickeln. Wir stehen mit unserem Know-how als Partner zur Verfügung.
• Finanzmittel aufstocken: Der Bund hat für die Jahre 2020 und 2021 jeweils 100 Millionen Euro für alternative Antriebe und Kraftstoffe zugesagt. Gemessen an den 2 Milliarden Euro, die die Luftverkehrsteuer demnächst einbringen soll, ein sehr bescheidener Betrag. Die Förderung sollte dringend aufgestockt werden.
• Internationale Initiativen starten: Deutschland hat die Chance, hier eine weltweite Führungsrolle einzunehmen. Über nationale Vorhaben hinaus braucht es einen internationalen Fahrplan zum Aufbau von Produktionsanlagen und zur Bereitstellung des regenerativen Kraftstoffs zu markt­fähigen Preisen. Noch sind PtL-Kraftstoffe bis zu fünfmal so teuer wie herkömmliches Kerosin. Deswegen ist auch die Forderung nach einer verpflichtenden Beimischungsquote nur global denkbar, nationale Regelungen würden massiv den Wettbewerb verzerren.