Flughäfen

Chance zur effektiven Regulierung ergreifen

von Thomas Reynaert, Geschäftsführer von Airlines for Europe (A4E)

Thomas Reynaert

Geschäftsführer von Airlines for Europe (A4E)

A4E ist die Stimme von 15 führenden EU-Airlines. Sie beschäftigen rund 300.000 Mitarbeiter und befördern 635 Millionen Passa­giere pro Jahr.

„Flughäfen haben vielfach keinen ausreichenden Anreiz, bedarfsgerecht zu investieren und kosteneffizient zu arbeiten. Überdurchschnittliche Renditen an einigen Standorten lassen vermuten, dass sie ihre Vormachtstellung für überhöhte Entgelte ausnutzen. Und tatsächlich: Zwischen 2006 und 2016 haben die EU-Airports allein die passagier­bezogenen Flughafenentgelte verdoppelt. Die im Wettbewerb stehenden Airlines wiederum arbeiten intensiv an ihrer Kosteneffizienz und haben im selben Zeitraum ihre Ticketpreise um 11 Prozent gesenkt.

Die Flughäfen verweisen darauf, dass sie erhebliche Mittelinvestieren müssen. Das stellen wir, solange es bedarfsgerecht und kosteneffizient erfolgt, nicht infrage. Aber es kann nicht sein, dass viele Flughäfen diese Investitionskosten primär über Gebührensteigerungen an Airlines weitergeben können, während die Einnahmen aus Retail, Gastronomie, Werbung etc. hingegen bei der Gebührenkalkulation vollständig unberücksichtigt bleiben dürfen. Die EU-Richtlinie zu Flughafenentgelten hat es im Kern versäumt, eine für alle Seiten faire und effektive Regulierung einzuführen. Entsprechend schlecht ist die Position der Fluggesellschaften gegenüber den Airports – das Nachsehen haben damit auch die Passagiere.

Marktmacht erkennen – und handeln

Was ist zu tun? Aus unserer Sicht bestehen die größten regulatorischen Defizite an Großflughäfen mit erheblicher Marktmacht. Die renommierte Competition Economists Group hat in einer Studie jüngst drei Testkriterien definiert, um entsprechende Flughäfen leichter zu identifizieren. Dabei geht es sowohl um die allgemeine Konkurrenzsituation des Flughafens als auch um Kapazitätsreserven und die Gebührenpolitik. Wo eine potenziell missbräuchliche Marktmacht erkannt wird, müsste eine unabhängige und kompetente Behörde aktiv werden und eine marktersetzende Regulierung etablieren. Übrigens fordert auch die Monopolkommission der Bundesregierung, dass Flughafenentgelte – anders als bisher in Deutschland – tatsächlich unabhängig kontrolliert und reguliert werden sollten.

Für dieses Vorgehen gibt es zahlreiche Vorbilder aus anderen Branchen. So wird die Energie- und Telekommunikationsbranche oder auch das Schienennetz der Eisenbahn – in der die Nutzer ebenso auf einen fairen Zugang zur Infrastruktur angewiesen sind – auf ähnliche Weise erfolgreich reguliert. Entscheidend ist, dass der Kunde im Fokus steht und ihm wettbewerbsfähige Leistungen zu angemessenen Preisen angeboten werden. Dies ist ausgerechnet bei den für die Volkswirtschaften so wichtigen Flughäfen vielfach nicht der Fall. A4E setzt darauf, dass die EU dieses Thema angeht und die Richtlinie zu Flughafenentgelten entsprechend überarbeitet.“

Flughafengebühren steigen deutlich, Airline-Erlöse sinken

Pro One-Way-Ticket sind die passagierbezogenen Gebühren an europäischen Airports zwischen 2006 und 2016 durchschnittlich um 106 Prozent gestiegen, die steuerliche Belastung um 133 Prozent. Gleichzeitig sind die Ticketpreise um 11 Prozent gesunken. Inflationsbereinigt liegt der Preisnachlass sogar deutlich höher.

Quelle: IATA

Flughafengebühren steigen deutlich, Airline-Erlöse sinken

Pro One-Way-Ticket sind die passagierbezogenen Gebühren an europäischen Airports zwischen 2006 und 2016 durchschnittlich um 106 Prozent gestiegen, die steuerliche Belastung um 133 Prozent. Gleichzeitig sind die Ticketpreise um 11 Prozent gesunken. Inflationsbereinigt liegt der Preisnachlass sogar deutlich höher.

Quelle: IATA

Thomas Reynaert

Geschäftsführer von Airlines for Europe (A4E)

A4E ist die Stimme von 15 führenden EU-Airlines. Sie beschäftigen rund 300.000 Mitarbeiter und befördern 635 Millionen Passa­giere pro Jahr.

 

 

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Effective regulation of airport market power

Anfang Oktober hat die renommierte Beratungsgesellschaft Competition Economists Group (CEG) eine umfassende Studie zur Marktmacht von Flughäfen veröffentlicht. Essenz: Anhand von drei Kriterien können Behörden erkennen, ob eine wirtschaftliche Regulierung einzelner Standorte notwendig ist.

Studie abrufen

Dokument

Airport Competition: Myth or Reality?

Ende 2017 hat der Welt-Airlineverband IATA ein umfassendes Papier zur Marktmacht der Flughäfen veröffentlicht. Darin begründet die IATA ihren Vorstoß für eine dreistufige Regulierung der Airports.

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Flughafengebühren steigen deutlich, Airline-Erlöse sinken

Pro One-Way-Ticket sind die passagierbezogenen Gebühren an europäischen Airports zwischen 2006 und 2016 durchschnittlich um 106 Prozent gestiegen, die steuerliche Belastung um 133 Prozent. Gleichzeitig sind die Ticketpreise um 11 Prozent gesunken. Inflationsbereinigt liegt der Preisnachlass sogar deutlich höher.