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Wo ist bitteschön das Spiegelei?

Nach 30 Jahren gibt sich Lufthansa wieder ein neues Erscheinungsbild. Markanteste Änderung: Der oftmals als Spiegelei bezeichnete gelbe Kreis auf dem Seitenleitwerk verschwindet – und der Kranich prangt nun auf einem dunkleren Blau.

Farbenlehre

Die blaugelbe Farbkombination bleibt bestehen. Allerdings wird der Einsatz der Primärfarben neu definiert: Das Blau ist etwas dunkler, edler und wird zur führenden Markenfarbe. Das Gelb wird quantitativ zurückgenommen, qualitativ hingegen aufgewertet und kann damit stärker als zuvor zur Orientierung dienen – ob am Flughafen oder im Flugzeug.

100 Jahre Kranich

1918 entwarf der Grafiker und Architekt Otto Firle für die Deutsche Luft-Reederei, eine Vorgängergesellschaft der Luft Hansa, einen stilisierten Vogel. In den vergangenen 100 Jahren wurde der Kranich zu einem unverwechselbaren Symbol der Marke Lufthansa – und Deutschlands Botschafter in aller Welt.

 

Ein Gespräch mit Designer Ronald Wild über die ­Zeit­losigkeit des Kranichs und die Schwierigkeit, ein „u“ zu bilden

Herr Wild, was macht den Kranich als Ikone eigentlich so erfolgreich?

Er ist einfach ein schönes Bild: ein Vogel, grafisch reduziert, aber voller Anmut. Man sieht, dass er beim Zeichnen aus der Hand geflossen ist und nicht am Computer gestaltet wurde. Hinzu kommt, dass der Kranich von Otl Aicher 1962 in den Kreis gestellt wurde. Erst so wurde er zum Logo: die geometrische Grundform macht ihn gut erinnerbar.

Der Kranich ist ein Design-Klassiker. Dennoch gibt sich Lufthansa jetzt ein neues Erscheinungsbild …

Die Corporate Identity eines Traditionsunter­nehmens muss zeitlos sein. Sie muss aber, und das ist die Herausforderung, auch in die Zeit passen. Die Welt, unsere Gesellschaft, die Medien haben sich verändert – und natürlich auch Lufthansa. Deshalb modernisieren wir nicht nur das Erscheinungsbild, ­sondern die gesamte Marke.

Ein gewaltiger Aufwand. Warum gerade jetzt?

Weil der Kranich dieses Jahr seinen 100. Geburtstag hat! Es war ­einfach ein perfekter Zeitpunkt, um zu schauen: Wie sieht ­Lufthansa aus? Nicht in den Design-Handbüchern, sondern da draußen an den Flughäfen. Es sind in dieser Zeit viele Varianten entstanden. Wie ein Haus, bei dem immer mal wieder ein Anbau dazukommt. Für sich genommen ist das alles hochwertig, aber es fehlte an Klarheit und Homogenität. Seit 30 Jahren haben wir Logo, Schrift und Farben nicht mehr verändert, jetzt führen wir die losen Enden wieder zusammen.

Welches sind die wichtigsten sichtbaren Veränderungen?

Der Kranich ist jetzt leichter und dynamischer. Das neue Blau ist die führende Farbe, ein edler Farbton mit viel Tiefe. Die Schrift bleibt zeitlos, funktional und gut lesbar, hat jetzt aber einen unverwechselbaren Charakter. Manche Veränderungen sind auffällig, andere etwas subtiler. Aber in der Gesamtschau, im Zusammenspiel der Designelemente, haben wir einen großen Sprung gemacht.

Eine der langwierigsten Entwicklungen war die neue Hausschrift. Worauf kommt es da an?

Sie muss zu Lufthansa passen. Zwischendurch gab es eine Va­riante des „u“ ohne Sporn, in die waren wir ein bisschen verliebt. Aber als wir dann „Menu“ und „Honolulu“ buchstabierten, haben wir erkannt: Es hat einfach nicht genug Halt. Außerdem muss die Schrift überall funktionieren – vom Flug­zeug-Logo bis zu kleinen Angaben auf der Bordkarte. Das ist schwieriger, als man denkt. Die Wirkung von Schrift im Gesamtbild ist subtil, aber wichtig. Sie ist nicht der Star der Band.

Der Kranich wäre also der Star?

Ja, der geht schon mehr nach vorne … (lacht). Aber eigentlich gibt es keinen Solisten, es ist wie ein sehr gut eingespieltes Ensemble.

Das sogenannte Spiegelei, also der Kranich auf gelbem Grund, sucht man vergebens …

Es war keine leichte Entscheidung. Am Ende haben wir sie mit viel Bedacht getroffen: Ein gutes Design verlangt nach einer Leitfarbe, und das neue, eigens entwickelte Blau bringt das Premiumverständnis von Lufthansa perfekt zum Ausdruck. Das Gelb wird zwar quantitativ zurückgenommen, aber qualitativ aufgewertet: Es bleibt unsere Herzensfarbe.

Wie lange wird es dauern, bis alle Flugzeuge im neuen Kleid fliegen?

Das wird einige Jahre dauern, jedes Flugzeug wird erst dann lackiert, wenn aus technischen Gründen Zeit dafür ist. Allein in der Kabine gibt es hunderte Artikel! Die Kleiderbügel zum Beispiel – da bleibt das alte Logo einfach drauf. Erst wenn sie kaputtgehen, werden sie durch neue Bügel ersetzt. Auch wirtschaftlich möchten wir so verantwortungsvoll wie möglich vorgehen.

Ihr Team hat mehrere Jahre um das neue Erscheinungsbild gerungen. Was war am schwierigsten?

Das Loslassen! Mir gelang das über den Faktor Zeit. Ich habe Entwürfe mit nach Hause genommen, in der Küche aufgehängt und in aller Ruhe auf mich wirken lassen. Das neue Design wird manchen zunächst radikal erscheinen, anderen geht es vielleicht nicht weit genug. Aber wir haben es für alle gemacht, die mit ganzem Herzen Lufthanseat sind.

 

 

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